Fachtagung – Gesundheit und Migration: Themenschwerpunkte Impfen und Diabetes

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Gesundheitskompetenz – verstanden als Fähigkeit mit gesundheitsrelevanter Information umgehen zu können – ist international ein seit vielen Jahren diskutiertes Thema, das auch in Deutschland vermehrt Beachtung findet.

In Deutschland hat jede vierte Person einen Migrationshintergrund.

Zugleich ist diese Bevölkerungsgruppe in sich sehr heterogen.

Diese Vielfalt stellt auch das Gesundheitssystem und seine Akteure vor neue Herausforderungen, denen bislang nicht ausreichend entsprochen wird. Um dies zu verändern, ist erforderlich, Diversitätsorientierung zum Standard im Gesundheitssystem zu erheben.

Die über drei Millionen Menschen mit Migrationshintergrund in Deutschland, deren Interessen von den derzeit 13 Mitglieds-Organisationen der BAGIV vertreten werden, haben sehr weit reichende Möglichkeiten, sich in Deutschland medizinisch wie auch im sozialen Bereich gut bis sehr gut versorgen zu lassen. Doch nicht nur die jeweiligen Sprachen oder kulturellen Gegebenheiten der einzelnen Communities bilden sehr häufig eine Barriere für diese Menschen. Auch und besonders unterschiedlichste Barrieren im Gesundheitswesen verhindern – oder verzögern viel zu lange – eine bestmögliche Gesundheit sowie die positiven Wirkungen umfassender sozialer Leistungen.

Um das zu ändern hat die BAGIV die Veranstaltungsreihe Gesundheit und Migration ins Leben gerufen. Die Auftaktveranstaltung fand am 25. und 26. November 2019 als Fachtagung mit den Schwerpunktthemen Impfen und Diabetes in der Berliner Repräsentanz der Robert Bosch Stiftung statt – und hat in bestem Sinne alle Erwartungen übertroffen.

Ziel der Fachtagung ist es in erster Linie die Gesundheitskompetenz der Migrantenorganisationen zu fördern.

Die Veranstaltung war bis auf den letzten Platz ausgebucht. Besonders erfreulich ist, dass sehr viele junge Teilnehmer erschienen, die nicht nur eine große Aufmerksamkeit zeigten, sondern auch sehr engagiert mitwirkten.

Nach den Begrüßungsworten von Frau Brigitte Stähle, Projektmanagerin im Bereich Gesundheit der Robert Bosch Stiftung, folgte der Eröffnungsvortrag unseres Präsidenten, Ali Ertan Toprak, der sehr eindrucksvoll die Wichtigkeit der Veranstaltungsreihe im Allgemeinen wie auch dieser Fachtagung als Auftaktveranstaltung im Besonderen zum Ausdruck brachte. Da der Bundesgesundheitsminister Jens Spahn aus sehr wichtigen terminlichen Gründen nicht erscheinen konnte, wurde sein Grußwort von Abdul-Ahmad Rashid, seit 2007 Mitglied der Redaktion des ZDF, verlesen. An dieser Stelle ein ganz herzliches Dankeschön an Herrn Rashid, der in herausragender Art und Weise die gesamte Veranstaltung moderierte – und die Podiumsdiskussionen absolut souverän leitete.

Nach den vier sehr interessanten und aufschlussreichen Vorträgen von Experten aus der Praxis unterschiedlicher Themenbereiche, – immer mit Bezug zu den Kernthemen Impfen und Diabetes -, folgte die erste Podiumsdiskussion mit den Vortragsrednern. Dabei zeigte sich – wie in den Reden zuvor – bereits sehr deutlich, dass sehr viele Bereiche des täglichen Lebens und der medizinischen wie auch sozialen Versorgung und Betreuung zu berücksichtigen sind, um bei den Themen Impfen und Diabetes bestmögliche Ergebnisse erzielen zu können. Und es wurde mehr als deutlich herausgestellt, dass eine optimale Nutzung der medizinischen und sozialen Angebote in Deutschland für Menschen mit Migrationshintergrund eine noch sehr viel größere Herausforderung darstellt, als dies bei der Ausrichtung der Fachtagung zu erwarten war.

Danach stand der erste Veranstaltungstag ganz im Zeichen der fünf Workshops. In diesen wurde sehr engagiert gearbeitet und diskutiert. Vor allem wurden praktische Problemlösungen erarbeitet, die noch – nach eingehender Auswertung – in einen Abschlussbericht einfließen werden.

Der zweite Tag der Veranstaltung wurde, nach einem Eingangsvortrag zum Thema „Best Practice“ an den Beispielen Impfen und Diabetes, ganz den Ergebnissen der Workshops gewidmet. Hierzu erörterten in kurzen Vorträgen die Leiter der Workshops die Arbeit und – erst einmal vorläufigen – Ergebnisse ihrer jeweiligen Arbeitsgruppen. Im Anschluss folgte unter Leitung von Abdul-Ahmad Rashid eine wiederum sehr interessante und aufschlussreiche Diskussionsrunde, diesmal mit den Workshop-Leitern.

Als zusammenfassendes vorläufiges Ergebnis dieser Fachtagung kann bereits festgestellt werden, dass insbesondere für die Überwindung sprachlicher und auch kultureller Barrieren eine noch sehr viel umfangreichere und eingehendere Beschäftigung mit dem Themenbereich Gesundheit und Migration erforderlich sein wird.

Mehr und vor allem richtig eingesetzte Finanzmittel, eine niederschwelligere sowie klare sprachliche Hinwendung zu den Menschen mit Migrationshintergrund in allen schriftlichen Informationsmaterialien sowie auch in der persönlichen Ansprache können schon einmal als erste erarbeitete Lösungswege angesehen werden. Doch konnte auch anhand von Praxis-Beispielen festgestellt werden, dass es teilweise bereits bessere Möglichkeiten gibt, um die Zielgruppen zu erreichen, diese aber sehr viel breiter zum Einsatz kommen müssen. Einerseits stand – leider – nicht genug Zeit zur Verfügung, um die einzelnen Themen ausführlicher zu behandeln. Andererseits unterstreicht dies aber, wie wichtig dieses Thema ist – und dass mit der Veranstaltungsreihe genau das richtige Engagement zum Tragen kommt, um den nicht geringen Problemen beim Thema Gesundheit und Migration auch gute bis sehr gute Lösungen gegenüber stellen zu können.

Die Ergebnisse der Workshops sowie auch die auf dieser Fachtagung erhaltenen weitergehenden Informationen werden jetzt eingehender untersucht und in Einklang gebracht. Der dann folgende Abschlussbericht wird auf dieser Homepage zu lesen sein sowie in den Medien der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.

Die Ergebnisse dieser ersten Fachtagung werden in einer Broschüre zusammengefasst und auch  u.a. in die zukünftige Arbeit der BAGIV, des Bundesministeriums für Gesundheit und der Robert Bosch Stiftung einfließen.

Die Veranstaltungsreihe Gesundheit und Migration wird in erster Linie vom Bundesgesundheitsministerium sowie der Robert Bosch Stiftung gefördert. Letztere zählt zu den renommiertesten, größten Stiftungen Deutschlands.